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Samstag, 16. Februar 2013

Memento Mori



Der Tod als Farbrausch



Wenn der Mensch stirbt, bleiben die Knochen, das Skelett, das Gerippe. Der Tod gibt den Bau des äusseren Menschen frei, ein komplexes Zusammenspiel, das sechzig, ziebzig, achtzig, ja über hundert Jahre andauern kann. Skelette stehen für das Makabre, den Graus. Ein überwindbarer Zustand, wenn das Knochenkonstrukt in die Hände des Kunsthandwerks gerät. Wir haben es hier mit dem verschiedenen homo mediaticus zu tun, der über seinen Tod hinaus mit Kopfhörer verbunden ist mit Geräuschen, Musik, Stimmen und Stöhnen. Sein Mobile-Phone, der I-Pad und wie die diesseitigen Geräte heissen mögen, blieben zurück im Rausch der informierten, belebten Welt. Schon ist es still geworden, der Farbrausch im skeletierten Zustand wirkt, wird schwächer, matter, bis dass die Zeit auch der aufgemalten Fröhlichkeit ein Ende setzt. Jetzt, in der trockenen Luft des Schaufensters, trumpft der Tod auf, je nach Weltgegend. Bei uns gehen wir nach dem Tod in die Dunkelheit, in Asien ans Licht und in Teilen von Lateinamerika zum grossen Tor der Unendlichkeit. Unser Skelett ist Memento Mori, farbiger Bruder des Schlafs. Tod ist Transit. Was ihr seid, das waren wir; was wir sind, das werdet ihr.




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